In seinem Umfang mit dem Großbrand von 1911 nicht zu vergleichen, aber immerhin noch gefährlich genug war der Brand vom 22.7.1923, der im Anwesen der Gastwirtswitwe Johanna Nüsslein (Haus-Nr. 177) um 23 Uhr ausbrach. Bis zum Eintreffen der Feuerwehr brannte das Haus bereits lichterloh, so dass sich die Feuerwehr, verstärkt durch Löschgruppen aus Großweingarten, Mosbach, Wernfels-Theilenberg und Fünfbronn (Georgensgmünd und Enderndorf brauchten nicht mehr einzugreifen), auf den Schutz der Nachbargebäude beschränken musste. „Trotz energischen Eingreifens der Einwohnerschaft und der Wehr“ griff das Feuer auf den Nüsslein-Stadel (mit Stallung) und das Anwesen des Landwirts Franz Beck (178)  über, um von dort die Nebengebäude mit Stallungen sowie den großen Stadel des Stadtmüllers Josef Dirsch zu erfassen. „Hier fand das rasende Feuer in den aufgespeicherten Heuvorräten reichlich Nahrung. Nun galt es das Stadtmüllerwohnhaus mit neugebauter Kunstmühle zu retten. Es war keine leichte Aufgabe, dies zu bewerkstelligen; denn das Feuer entwickelte eine derartige Hitze, dass man auch dieses Objekt schon für verloren hielt, zumal die Schneidsäge schon zu brennen begann“. Schließlich wurde die Gefahr jedoch gebannt, aber die Feuerwehrmänner hatten bis in die Frühe intensiv zu arbeiten. Das städtische Torhaus (Nr. 179) wurde bei diesem Brande beschädigt, das Anwesen Franz Riedl (176) erlitt ziemliche Wasserschäden. Bedauerlicherweise waren einige Wertsachen der Familie Nüsslein (2 goldene Uhren, 1 Ring und anderes), die aus dem brennenden Hause herausgetragen wurden, nach dem Brande nicht mehr auffindbar. Der Schaden ging bei den inflationären Tendenzen „in die Milliarden“. Die Versicherungssumme bedeutete somit unter diesen Umständen nur ein Trinkgeld und „langt kaum für die Dachziegeln“.

Wiederum übernahm ein Hilfskomitee eine Spendenaktion. Besonders hohe Spenden in jeder Hinsicht gingen von der Pinselfabrik Mulzer und Stöffel Nürnberg (500.000,– Mark), der deutschen Hansabank AG, Filiale Nürnberg, Depositenkasse (1.000.000,– Mark), von Fritz Lang (1.000.000,– Mark) und von Julius Ulmer & Co., Filiale Spalt (3.000.033,– Mark) ein. Viele Personen und Firmen von überall her bekundeten in Schreiben an den Stadtrat Spalt ihre Anteilnahme. So schrieb z.B. Direktor Oswald Winde von der Sternburg-Brauerei Lützenschena-Leipzig am 14.8.1923: „Durch unseren langjährigen Freund, Herrn Ferdinand Baumeister, erfahren wir von dem Brandunglück, welches verschiedene Einwohner von Spalt betroffen hat und wir übermitteln ihnen heute eine freiwillige Spende von 2.000.000 Mark mit der Bitte, dieselbe an die vom Brandunglück betroffenen Einwohner ihrer Stadt entsprechend zu verteilen“. Mag man auch auf den sich tägliche vermindernden Wert des Geldes hinweisen, so bleibt doch die Tatsache der bereitwilligen Hilfe bestehen. Von den eingetragenen 7.745.000 Mark erhielten Johanna Nüsslein 2.745.000, Franz Beck 2.500.000 und Joseph Dirsch ebenfalls 2.500.000 Mark.