Am Mariä Himmelfahrtstag (Dienstag, 15.08.1911) versammelten sich die Hopfenbauern – wie immer kurz vor der Ernte – im damaligen Hirschenwirts-Sommerkeller. Am Tage darauf (16.08.1911) wurde die Stadt Spalt von der bisher größten Brandkatastrophe heimgesucht. Um 13:25 Uhr brach im Streuhaufen des Bäckermeisters Herzog Feuer aus „und verbreitete sich infolge des starken Windes und wegen Wassermangels in unheimlich schneller Weise“. Viele Feuerwehren der Umgebung arbeiteten „mit fast übermenschlicher Kraft“ gegen die Macht des wütenden Elementes. Die bereits alarmierte und auf der Eisenbahn verladene Dampfspritze von Nürnberg brauchte hingegen nicht nach Spalt gefahren zu werden, da das Feuer um 17:30 Uhr lokalisiert war. Insgesamt brannten 9 Wohnhäuser mit den dazugehörigen Nebengebäuden ab und 14 Familien wurden obdachlos. Fast alle Betroffenen konnten nur das retten, was sie am Leibe trugen. So ziemlich alles Mobiliar, landwirtschaftliche Geräte, Futtervorräte, Kleider und Wäsche, wurden von den Flammen geraubt (daneben mehrere Schweine, Geflügel und frisch geernteter, noch unversicherter Hopfen). Der Gesamtschaden wurde auf 200.000,– Mark geschätzt.

Total abgebrannt waren die Häuser von: Max Herzog (Hs.-Nr. 111/112), Emmeran Hoffmann (110), Josef Müller (79), Franz Schielein (75 und 78), Michael Hartmann (77), Josef Asams Witwe (76), Schneidermeister Josef Schwarz (69). Ziemlich in Mitleidenschaft gezogen wurden die Häuser von: Michael Haller (67), Bruno Werzinger (80), Georg Heubusch (84), Georg Forster (85), Alexander Jahn (86), Franz Gerstner (88), Elisabeth Feuerstein (87), Bernhard Behr (89), Otto Werzinger (90) und der städtische Drexlersturm (92). Geringe Schäden trugen davon die Häuser von: Anton Miehling (71), Johann Fuchs (73), Witwe Preisinger (85) und Alfons Heckl (97).

Obdachlos wurden außerdem die Familien von Gendarmeriewachtmeister Schlaug, Gendarmeriersergeant Trautmann, Lehrer Stößel, Bader Michael Rauscher, Postbote Sippel, Spenglermeister Kranzer sen., Fabrikarbeiter Semlinger. Den beiden Gendarmen Schlaug und Trautmann, die sich gerade bei einer Gerichtsverhandlung in Roth befanden, verbrannte die ganze Habe, Trautmann büßte zudem noch einen größeren Geldbetrag ein.

Zwar waren die meisten Hausbesitzer versichert, doch reichten die Versicherungssummen bei Weitem nicht zur Deckung der Schäden aus, sodass sich ein Hilfskomitee bildete und um Spenden bat. Diesem gehörten an: Buchdruckereibesitzer Fuchs, Stadtsekretär Kießling, Bezirksamtmann Prückner, Geistlicher Rat Prunner, prakt. Tierarzt Sauer, Lehrer Stößel, Bürgermeister Vogt, Rentamtmann Wagner und Privatier Wechsler. Es kamen an Spenden 5.378,72 Mark überall her zusammen (darunter als höchste Summe 300,– Mark des Prinzregenten Luitpold). Die Kunde von dem Großbrande verbreitete sich schnell und „von Schwabach und Nürnberg“ sowie von der Umgebung waren viele per Auto oder Rad nach Spalt geeilt, konnten aber, da bei einem so großem Brande die strengsten Absperrmaßnahmen gegen Schaulustige ergriffen werden mussten, wegen des dichten Rauches nicht sehr viel sehen“. Besonders am Tag nach dem Brande „war der Andrang ein kolossaler“. Die Stadtbrauer (=Gastwirtschaft) war überfüllt, Berufs- und Amateurfotografen gaben sich an der Brandstätte ein Stelldichein, und am 17.8. „wurde der noch immer rauchende Brandherd zu kinematographischen Zwecken mit einem eigens dazu konstruierten Apparate fotografiert“. Ein eigenes „historisches Gedenkblatt“ hielt in lithographischen Szenen den Brand (daneben auch Ansichten von Spalt) fest. In der Kritik des Großbrandes bei der Feuerwehr (17.11.1911) wurde vorgebracht, dass etliche Bürger auf den Feldern blieben, da ihr Haus nicht im Gefahrenbereich lag und das Wasserreservoir fast leer gewesen sei.